Politische und staatliche Kennziffern

Staatsform Republik1
Regierungssystem Parlamentarische Demokratie2
Human Development Index 0,873
Einwohnerzahl 10.627.4484
Einwohner / km² 1355

Mediensystem, Medienmarkt

Organisationsform der Presse

Durch eine radikale Privatisierung, die in Tschechien aufgrund der „Samtenen Revolution“ (Sametová Revoluce) im Jahr 1989 stattfand, sind heute die Printunternehmen nicht mehr in staatlichem Besitz.6

Konzentration des Pressemarkts

In Tschechien erscheinen 75 Tageszeitungen und weitere 62 Periodika.7 Diese befinden sich in der Hand von einigen wenigen Verlagen, von denen 80 Prozent im Besitz ausländischer Investoren sind.8 Die meisten Tageszeitungen gehören zum Medienunternehmen Vltava-Labe-Press.9 

Somit ist die ökonomische Konzentration des Pressemarktes in Tschechien sehr hoch, wobei Tschechien inhaltlich einen vergleichsweise pluralistischen Printmarkt besitzt, in dem viele unterschiedliche Ansichten und Meinungen in verschiedenen Zeitungen vertreten werden.

Darüber hinaus werden seit 1997 einige kostenlose Tageszeitungen herausgegeben.10

Organisation des Rundfunks

Der Rundfunk in Tschechien setzt sich, sowohl im Fernseh- als auch im Rundfunkbereich, aus öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern zusammen.11 1991 bis 1994 wurde als Reaktion auf die Revolution das duale Rundfunksystem eingeführt.

Konzentration des Rundfunkmarktes

In Tschechien werden rund 350 Fernsehprogramme von etwa 130 Fernsehsendern ausgestrahlt. Es gibt jedoch auf nationaler Ebene nur drei Rundfunkgesellschaften: den öffentlich-rechtlichen Czech Television sowie die zwei privaten Anbieter TV Nova und Prima TV.12 

So ist auch im Fernsehmarkt trotz eines großen Angebotes und einer Vielzahl von Programmen eine hohe Konzentration feststellbar.

Beim tschechischen Hörfunk betreiben etwa 63 Rundfunkanstalten ca. 80 Radiosender.13 Die Besitzverhältnisse sind beim tschechischen Rundfunk, besonders aber beim Hörfunk, sehr intransparent.

Kommunikative Grundordnung – Presse-, Meinungs- und Informationsfreiheit in…

…der Verfassungstheorie

Das Recht auf freie Meinungsäußerung wurde bereits 1993 in der tschechischen Verfassung niedergeschrieben. Die Verfassung bestätigt damit die grundlegenden Rechte, welche in der Charta von 1991 festgelegt wurden.14,15

…den Landesgesetzen

Im Januar 1991 verabschiedete der tschechische Bundesrat die Charta über die grundlegenden Rechte und Freiheiten. Darin enthalten ist auch ein wichtiger Punkt für die Freiheit der Medien, denn Art.17 garantiert freie Meinungsäußerung in jeder Form. Zusätzlich erklärt dieser Artikel Zensur für verboten.16 Mit dem Rundfunkgesetz von 1991 war Tschechien das erste osteuropäische Land, in dem private Sender zugelassen wurden.17 Die Rahmenbedingungen für den Rundfunk wurden durch das Rundfunkgesetz Nr.231/2001 festgelegt.18

…der Regulierung des Presse- und Rundfunkmarkts

Im Pressegesetz Nr.46/2000 sind die Rechte und Pflichten der Verleger geregelt. Ansonsten gibt es für Printmedien und deren Inhalt keine Regulierungsbehörde.

Die Regulierung von Radio und Fernsehen wird in Tschechien getrennt: Der Tschechische Telekommunikationsrat besteht aus fünf Mitgliedern und hat Kompetenzen im Hinblick auf Netzwerke elektronischer Kommunikation.

Die 13 Mitglieder des Rundfunkrats werden vom Premierminister ernannt und vom Parlament gewählt. Dieser Rat ist unter anderem für die Vergabe von Lizenzen, aber auch für die Einhaltung des Rundfunkgesetzes zuständig.19 Zusätzlich gibt es zur Kontrolle und Regulierung mehrere Organe der Selbstkontrolle, etwa den Werberat.20

…der Regulierung des Internets

Für Tschechien liegen hinsichtlich der Regulierung des Internets keine Daten vor.

Indizes Korruption und Pressefreiheit

Freedom of the Press

Ranking: 28

Score: 21

Tschechien gehört mit Rang 28 von 199 zu den führenden Ländern bei diesem Ranking. Im europaweiten Ranking belegt das Land Platz 18 von 42 und liegt somit in der oberen Hälfte.

Aufgrund einer Punktzahl von 21 wird das Land als „frei“ eingestuft. Das Land ist gleichauf mit den Bahamas und Micronesia.21

Freedom on the Net

Ranking: k.A.

Score: k.A.

Tschechien wird 2015 nicht im Ranking Freedom on the Net geführt.22

Democracy Score

Ranking: 4

Score: 2.21

Tschechien liegt bei im Ranking „Nations in Transit“ auf Platz 4 von 29 untersuchten Staaten und gehört damit zu den stabilen Nationen in Osteuropa.23

Seit 2005 hat Tschechien den Democracy Score ausgehend von 2.29 Punkten auf 2.14 Punkte im Jahr 2013 verbessert. Nachdem es sich 2014 auf 2.25 Punkte verschlechterte, liegt der Score 2015 aktuell bei 2.21 Punkten.24,25

Reporter ohne Grenzen

Ranking: 13

Score: 11,62

Bei den Ergebnissen von Reportern ohne Grenzen ist Tschechien eines der wenigen Länder, deren Rang sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hat, Tschechien nimmt stabil eine Spitzenposition ein.

Verglichen mit der Vorjahrespunktzahl von 10,07 hat sich das Land bei diesem Ranking leicht verschlechtert. Doch dies hat sich nicht auf den Rang des Landes ausgewirkt.26

Transparency International

Ranking: 37

Score: 56

2012 belegte Tschechien noch Platz 54 von 176 des Rankings. In den Folgejahren waren keine großen Veränderungen beobachtbar.  2015 konnte das Land seinen Rang beim Corruption Perceptions Index aber um mehr als 15 Plätze verbessern und liegt nun auf Platz 37 von 168.

Der Score des Corruption Perceptions Index hat sich für Tschechien positiv entwickelt. Seit 2012 konnte sich das Land von 49 Punkten auf 56 Punkte im Jahr 2015 steigern.27

Wissenschaftliche Einteilung in Pressetypen

Contingency Model of Communication

Rezeptionssystem Typ 1B: Das Rezeptionssystem ist ebenso wie das Produktionssystem für alle offen.

Medienbesitz Typ 2D: Der Medienbesitz ist größtenteils in privater Hand, doch die Medienkontrolle ist eher zentralisiert.

Kommunikationsrechte Typ 3C: Im Liberalismus-Modell hat jedes Individuum sowohl das Recht zu empfangen als auch zu senden.

Comparing Media System

Nord/Zentraleuropäisches oder demokratisch-korporatistisches Modell: Der Staat schützt die Pressefreiheit und der Journalismus hat eine Selbstregulierung. Die Zeitungsauflagen sind hoch und das Mediensystem ist neutral und kommerziell orientiert.28

Pragmatischer Differenz-Ansatz

Beim Pragmatischen Differenz-Ansatz lässt sich für Tschechien überwiegend eine liberale Linie erkennen. Durch das öffentlich-rechtliche System sind auch Anteile der mittleren und der regulierten Linie enthalten. Deshalb ist Tschechien dem liberal-ambivalenten Service Public-Modell zuzuordnen.

Bei dem Erweiterten Pragmatischen Differenz-Ansatz fällt Tschechien ebenfalls aufgrund des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in das Nordeuropäische Service Public-Modell.

Typologie defekter Mediensysteme

Tschechien kann dem Typ eines demokratischen Mediensystems ohne maßgebliche Defekte zugeordnet werden. Obwohl es einige Defizite gibt, sind diese nur in sehr geringem Umfang vorhanden.29

Four Theories of the Press

Da die Medien in Tschechien der Kontrolle der Regierung dienen, kann das Liberalismus-Modell angewandt werden. Doch für die Medienproduktion ist offiziell eine Lizenz bzw. eine Registrierung nötig30, deshalb ist die Grenze zum Autoritarismus-Modell fließend. Auch die Tatsache, dass der Medienbesitz privat oder öffentlich sein kann, spricht für das Autoritarismus-Modell, denn durch das Modell eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist der Medienbesitz neben den Privatanbietern zusätzlich in staatlicher Hand.

Stand: Februar 2016

Quellen

1 Vgl. LinkFang.de: Liste der Regierungssysteme nach Staat (2015). http://www.linkfang.de/wiki/Liste_der_Regierungssysteme_nach_Staat, Zugriff am: 25.01.2016.

2 Vgl. Ebd.

3 Vgl. United Nations Development Programme: Human Development Reports(2015). http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/CZE, Zugriff am: 25.01.2016.

4 Vgl. Indexmundi: Population – World (01.01.2014). http://www.indexmundi.com/map/, Zugriff am: 25.01.2016.

5 Vgl. Indexmundi: Population density – World (01.01.2014). http://www.indexmundi.com/map/?t=0&v=21000&r=xx&l=en, Zugriff am: 25.01.2016.

6 Vgl. Institut für Medien- und Kommunikationspolitik: Länderporträt Tschechien (24.04.2015). http://www.mediadb.eu/europa/tschechische-republik.html, Zugriff am: 25.01.2016.

7 Vgl. Wikipedia: Tschechien (2016). https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechien, Zugriff am: 25.01.2016.

8 Vgl. Institut für Medien- und Kommunikationspolitik: Länderporträt Tschechien (24.04.2015). http://www.mediadb.eu/europa/tschechische-republik.html, Zugriff am: 25.01.2016.

9 Vgl. Ebd.

10 Vgl. Hans-Bredow-Institut (2009): Internationales Handbuch Medien. Baden-Baden. S. 662.

11 Vgl. Sächsische Stiftung für Medienausbildung (SSM): Mediensystem: Tschechische Republik (2013). http://wenigerismehr.de/swok/ssm-seminar/2013/msys_cech.htm, Zugriff am: 27.01.2016.

12 Vgl. Ebd.

13 Vgl. Central Intelligence Agency: The World Factbook: Czech Republic (05.01.2016). https://www.cia.gov/library/publications/resources/the-world-factbook/geos/ez.html, Zugriff am: 25.01.2016.

14 Vgl. Institut für Medien- und Kommunikationspolitik: Länderporträt Tschechien (24.04.2015). http://www.mediadb.eu/europa/tschechische-republik.html, Zugriff am: 25.01.2016.

15 Vgl. Hans-Bredow-Institut (2009): Internationales Handbuch Medien. Baden-Baden. S. 658.

16 Vgl. Ebd.

17 Vgl. Lambrecht, Oda / Schröter, Katharina (2001): Transformation der Medien in der Tschechischen Republik. In: Thomaß, Barbara / Tzankoff, Michaela (Hg.): Medien und Transformation in Osteuropa. Wiesbaden. S. 171.

18 Vgl. Hans-Bredow-Institut (2009): Internationales Handbuch Medien. Baden-Baden. S. 663.

19 Vgl. Ebd.

20 Vgl. Institut für Medien- und Kommunikationspolitik: Länderporträt Tschechien (24.04.2015). http://www.mediadb.eu/europa/tschechische-republik.html, Zugriff am: 25.01.2016.

21 Vgl. FreedomHouse: Freedom of the Press (2015). https://freedomhouse.org/sites/default/files/FreedomofthePress_2015_FINAL.pdf, Zugriff am: 27.01.2016.

22 Vgl. FreedomHouse: Freedom on the Net (2015). https://freedomhouse.org/sites/default/files/FOTN%202015%20Full%20Report.pdf, Zugriff am: 27.01.2016.

23 Vgl. FreedomHouse: Nations in Transit. Czech Republic (2015). https://freedomhouse.org/report/nations-transit/2015/czech-republic, Zugriff am: 27.01.2016.

24 Vgl. FreedomHouse: Charts and Graphs. Nations in Transit Findings (2014). https://freedomhouse.org/report/charts-and-graphs-nations-transit-findings, Zugriff am: 25.01.2016.

25 Vgl. FreedomHouse: Nations in Transit. Czech Republic (2015). https://www.freedomhouse.org/report/nations-transit/2015/czech-republic, Zugriff am: 25.01.2016.

26 Vgl. Reporter ohne Grenzen: Rangliste der Pressefreiheit 2015 (2015). https://www.reporter-ohne-grenzen.de/uploads/tx_lfnews/media/Rangliste_der_Pressefreiheit_2015.pdf, Zugriff am: 27.01.2016.

27 Vgl. Transparency International Deutschland e.V.: Corruption Perceptions Index 2015. CPI 2015: Tabellarisches Ranking (27.01.2016). https://www.transparency.de/Tabellarisches-Ranking.2754.0.html, Zugriff am 27.01.2016.

28 Vgl. Blum, Roger (2005): Bausteine zu einer Theorie der Mediensysteme. In: Medienwissenschaft Schweiz 2/2005. S. 7.

29 Vgl. Töpfl, Florian (2011): Mediensysteme in Transformationsprozessen. Wie entstehen pluralistische Mediensysteme – und warum nicht? Baden-Baden. S. 259ff.

30 Vgl. Lambrecht, Oda / Schröter, Katharina (2001): Transformation der Medien in der Tschechischen Republik. In: Thomaß, Barbara / Tzankoff, Michaela (Hg.): Medien und Transformation in Osteuropa. Wiesbaden. S. 172.